Was ist ein Strava-Jockey? Das Phänomen der Schattenläufer
Veröffentlicht am 19. Juni 2025Vielleicht hast du schon in einem Forum, auf Social Media oder beim Scrollen durch deinen Strava-Feed davon gehört: Strava-Jockeys (oder Strava-Mulis) erobern gerade die Laufwelt – ohne dass du selbst auch nur einen Schritt laufen musst.
Das Konzept: Für andere laufen
Ein Strava-Jockey ist einfach jemand, der an deiner Stelle läuft. Seine Aufgabe? Eine GPS-Strecke in deinem Namen absolvieren – oft mit einem bereits verbundenen Strava-Profil – und dir anschließend die aufgezeichnete GPX-Datei schicken. Du kannst diese Datei dann in dein eigenes Strava-Konto importieren, als wärst du selbst gelaufen. Das Ergebnis: gesammelte Kilometer, absolvierte Segmente und vor allem: Kudos – ganz ohne Anstrengung. Der Traum vieler: auf Strava glänzen, während man gemütlich auf dem Sofa sitzt, mit einem Drink in der Hand.
Ein Trend, der in Indonesien entstand
Dieses Phänomen tauchte erstmals 2024 in Indonesien auf, getragen von einer cleveren Underground-Läufer-Community. Schon bald entstanden lokale Plattformen, die erfahrene Läufer (die Jockeys) mit Kunden verbanden, die ihre Statistiken verbessern oder einfach ihre sportlichen Freunde beeindrucken wollten. Inzwischen hat sich der Trend auf mehrere Länder ausgeweitet. Diese Strava-Mulis findet man heute in WhatsApp-Gruppen, spezialisierten Foren oder sogar über Kleinanzeigen in sozialen Netzwerken.
Günstige Preise, Marathonlauf nach Kilometer abgerechnet
Die Preise für einen Strava-Jockey sind meist sehr moderat: etwa 1 € für einen normalen Lauf von 5 bis 10 km. Bei längeren Distanzen oder besonderen Herausforderungen (Halbmarathon, Marathon, Trail etc.) steigen die Preise schnell. Einige Jockeys verlangen 2 bis 3 € pro Kilometer – vor allem, wenn ein persönlicher Rekord gebrochen oder eine technisch anspruchsvolle Strecke mit vielen Höhenmetern bewältigt werden muss. Eine kleine Investition für einen großen Social-Boost: Die Follower gratulieren, die Statistiken schnellen in die Höhe – manche nutzen diesen Trick sogar, um Monats-Challenges zu bestehen, ohne ihren Zeitplan zu sprengen.
Umstritten – aber zunehmend akzeptiert
Natürlich schlagen Running-Puristen Alarm. Doch für andere ist es eine kreative und unkonventionelle Art, digitale Tools für sich zu nutzen. Und wenn die Post-Run-Selfies echt sind – wen interessiert es dann, wer wirklich gelaufen ist, solange die Story gut ist? Mit dem Aufkommen dieser neuen Art von Geisterläufern tritt die Welt des vernetzten Sports in eine neue Ära ein: die des „delegierten Laufens“, irgendwo zwischen Leistung, Spaß und einer Prise Provokation.
Und du? Bereit für deinen Strava-Jockey?
Ob für ein paar zusätzliche Kudos, bessere Statistiken oder einfach um mit den Codes des digitalen Sports zu spielen – Strava-Jockeys könnten deine besten Verbündeten werden. Und schließlich: Auch Laufen heißt manchmal, Aufgaben abzugeben… oder?